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AutorenbildWolfgang Steigenberger

It's lonely at the top - Die Folgen selbstgewählter Isolation von Führungskräften


Der Spruch "It’s lonely at the top" ist eine Realität, der viele Führungskräfte und CEOs begegnen. Obwohl Menschen in Spitzenpositionen auf den ersten Blick Macht, Einfluss und oft auch Erfolg genießen, bringt die Rolle an der Spitze immense Herausforderungen mit sich, die auf den ersten Blick nicht immer erkennbar sind.



1. Die Verantwortung lastet schwer


Führungskräfte stehen unter konstantem Druck, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Gefühl, immer die Last der Verantwortung zu tragen, ohne jemanden zu haben, mit dem man diese wirklich teilen kann, erzeugt eine einzigartige Isolation. Je größer das Unternehmen und je höher die Betroffenen in der Hierarchie stehen, umso größer wird der Druck. Das ist einer der Gründe, warum Top-Manager in der Regel über eine besondere persönliche Disposition und eine kritische Distanz zu ihrer Tätigkeit haben müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben.



2. Einsamkeit bei Entscheidungen


Eine der größten Herausforderungen von CEOs und Top-Managern ist die Einsamkeit, wenn es um Entscheidungen geht, auch wenn viele an Entscheidungen mitwirken. Am Ende eines Vertrages findet sich in der Regel die Unterschrift einer einzelnen Person, die die Verantwortung übernimmt. "Erfolg hat viele Väter", bei Misserfolg möchte niemand schuld sein.



3. Hohe Erwartungen und wenig Feedback


Von Führungskräften wird erwartet, dass sie immer souverän, weitsichtig und stark auftreten – unabhängig von persönlichen Herausforderungen oder inneren Unsicherheiten. Ehrliche Rückmeldungen von Mitarbeitern oder einem Board sind selten, was dazu führen kann, dass Führungskräfte den Kontakt zur Basis oder den realen Problemen im Unternehmen verlieren und gleichzeitig emotional abstumpfen.



4. Verlust von sozialen Bindungen


Viele Führungskräfte berichten, dass es ihnen schwerfällt, tiefgehende Beziehungen aufzubauen, weil sie befürchten, dass Menschen in ihrem Umfeld nur aus eigennützigen Motiven mit ihnen interagieren. Das Vertrauen in echte Freundschaften oder Beziehungen leidet.



5. Emotionaler Druck und Stress


Der psychische Druck, dem viele CEOs ausgesetzt sind, ist enorm. Neben den geschäftlichen Herausforderungen müssen sie auch persönliche Opfer bringen. Nur wenige finden für sich den Weg, wie sie die Balance zwischen Belastung und Entlastung halten können (näheres dazu in meiner Keynote zu "Balancing Success"). Nicht umsonst nimmt der Missbrauch von Antidepressiva, Beruhigungs- und Schlafmitteln, Alkohol und anderen Drogen bei Führungskräften zu (FAZ, 13.5.2024: Chefs unter Drogen)



6. Vertrauensprobleme


Vertrauen ist eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte. Sie müssen sich fragen, wem sie vertrauen können – sowohl intern im Unternehmen als auch in ihrem persönlichen Umfeld. Wer gibt richtige Informationen und guten Rat und wer sägt am Stuhl?



7. Gesundheitliche Herausforderungen


Das alles ist herausfordernd für die mentale und körperliche Gesundheit. Viele Führungskräfte sind nahe dem Burnout, sehen für sich aber aufgrund ihrer Position keine Möglichkeit, sich dazu ehrlich mit jemandem auszutauschen und Lösungen zu finden.



Der Weg aus der Einsamkeit: Eine Frage der Haltung und des Umgangs


Es ist also nicht überraschend, dass es an der Spitze oft einsam ist. Die Rolle bringt enorme Verantwortung, emotionale Belastungen und oft auch soziale Isolation mit sich. Doch es gibt Wege, mit dieser Einsamkeit umzugehen:


  1. Suche nach ehrlichem Feedback: Ein erster Schritt ist die Unterstützung durch Coaches, Advisors und Sparringpartner, die ihre Coachees ganzheitlich unterstützen können. Dabei geht es zuvorderst um das Erstellen eines aktuellen Status, der die Ausgangsbasis für weitere Empfehlungen darstellt. Wie im Spitzensport sollte der Coach über ein Netzwerk an Spezialisten verfügen, die er dem Coachee für einzelne Themen vermittelt (Ernährung, Schlaf, etc.).


  2. Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen außerhalb des Unternehmens: Im Idealfall gibt es funktionierende private Beziehungen (Familie und Freunde). Ansonsten gibt es vielleicht diese eine Person, die man schon lange kennt und zu der man Vertrauen hat und die regelmäßig für einen persönlichen und vertrauensvollen Austausch zur Verfügung steht. Dieser sollte wechselseitig erfolgen, um auch andere Perspektiven kennenzulernen.


  3. Investition in die eigene Gesundheit und Resilienz: Bewusste Gestaltung von Erholung (von der Mikropause über das verlängerte Wochenende hin zum mehrwöchigen Urlaub), Bewegung und Aufenthalte in der Natur, sind die besten Mittel, um sich wieder zu finden und aufzutanken


Am Ende geht es darum, die Herausforderungen anzuerkennen und sein Leben proaktiv zu gestalten, um nicht nur an der Spitze zu bleiben, sondern dort auch positiv zu gedeihen.


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