Weihnachten weltweit: 35 kuriose, lustige und nachdenkliche Fakten von allen Kontinenten
- Wolfgang Steigenberger
- vor 2 Tagen
- 6 Min. Lesezeit
Weihnachten ist vermutlich das globalste aller Feste – und gleichzeitig eines der individuellsten. Fast jedes Land feiert es ein bisschen anders. Manche Rituale wirken wie aus einem Märchenbuch, andere wie aus einem absurden Sketch. Wieder andere sind rührend, tief religiös oder überraschend pragmatisch. Und dann gibt es jene Bräuche, bei denen man sich fragt: Wie um alles in der Welt ist das entstanden?
Hier kommt eine Sammlung von rund 35 einzigartigen, teils skurrilen, teils herzerwärmenden Weihnachtsfakten aus allen Kontinenten – ideal für alle, die über den Tellerrand schauen und schmunzeln wollen.

Europa – die Wiege vieler Klassiker… und einiger Absurditäten
1. Österreich - Salzburgerland: die Anklöckler?
Die Anklöckler ziehen in der Adventszeit — meist donnerstags in den Wochen vor Weihnachten — von Haus zu Haus. Sie „klöckeln“, also klopfen oder läuten, singen Weihnachtslieder und verkünden gute Wünsche für die kommende Zeit. Manchmal sind sie verkleidet — in manchen Regionen etwa als „Joseph und Maria“.
Ziel und Bedeutung
Dieses Klopfen und Läuten soll alte Wintergeister vertreiben, das Haus segnen und Segen für die Familie bringen. Wer die Anklöckler empfängt — oft mit einem kleinen Geschenk (z. B. dem regionalen „Kletzenbrot“, Früchtebrot) — erhält symbolisch Segen für das kommende Jahr. Der Brauch hat ursprüngliche soziale Wurzeln: Früher brachte man mit den Gaben den Dienstboten oder Armen Nahrung, wenn sie im Winter oft ohne Arbeit waren.
Warum dieser Brauch besonders ist
Vergleichbar mit dem Krampus‑Ritual hat auch der Brauch der Anklöckler etwas Mystisches — jedoch ohne Horror‑Masken oder Angst, sondern mit Wärme, Gemeinschaft und Segen. Er verbindet Vergangenheit und Gegenwart: Ein alter, folkloristischer Brauch, der heute noch auf kreative und liebevolle Weise gepflegt wird. Auch für jemanden, der schon viele Weihnachtsbräuche kennt, wirkt er überraschend und charmant — ein perfektes Beispiel, wie Tradition sich wandelt und dennoch lebendig bleibt.
2. Norwegen: Wo die Besen versteckt werden
In Norwegen glaubt man, dass in der Weihnachtsnacht Hexen und böse Geister unterwegs sind. Deshalb werden am 24. Dezember alle Besen versteckt – sicher ist sicher.
3. Tschechien: Der Schuhwurf der Single-Frauen
Am Weihnachtsabend werfen unverheiratete Frauen einen Schuh über die Schulter Richtung Haustür. Zeigt die Schuhspitze zur Tür, steht angeblich eine Hochzeit bevor. Zeigt er weg – geht’s ins nächste Jahr als Single.
4. Spanien: Die „Kackende Weihnachtsfigur“
In Katalonien gehört der „Caganer“ in jede Krippe: eine kleine Figur, die … na ja … gerade ihr Geschäft verrichtet. Er symbolisiert angeblich Glück, Fruchtbarkeit und das ganz normale Menschsein. Noch besser: Kinder schlagen in manchen Regionen einen mit Gesicht bemalten Stock („Tió de Nadal“), damit er Süßigkeiten „ausscheißt“.
5. Island: 13 Weihnachtstrolle
Die „Yule Lads“ sind isländische Trolle mit abenteuerlichen Namen wie „Spoon-Licker“, „Door-Slammer“ oder „Sausage-Swiper“. An 13 Tagen besuchen sie die Häuser – jeder mit einem eigenen Charakter und Streichen. Weihnachten, aber mit Troll-Entertainment.
6. Ukraine: Weihnachtsbäume voller Spinnennetze
In der Ukraine bringt ein Spinnennetz am Christbaum Glück. Dort hängen Menschen bewusst künstliche Spinnen und Netze an den Baum – inspiriert von einer alten Legende über eine arme Familie und eine hilfreiche Spinne.
7. Italien: Süßer Besuch von einer Hexe
In Italien kommt am 6. Januar nicht nur die heilige Drei Könige – sondern auch „La Befana“, eine freundliche Hexe, die mit dem Besen angeflogen kommt und Süßes bringt. Immerhin mal ein sympathischer Hexenauftritt.
Nordamerika – Weihnachten in XXL
8. USA: Der größte Lichterkettensport der Welt
In den USA gibt es regelrechte „Lichterketten-Duelle“. Ganze Straßenzüge kämpfen darum, wer die spektakulärste Beleuchtung hat. Manche Hausbesitzer investieren mehrere Tausend Dollar pro Jahr – nur für Stromkosten.
9. Kanada: Santa hat eine offizielle Postadresse
Kinder können in Kanada jeden Wunsch direkt an „Santa Claus, North Pole, H0H 0H0, Canada“ schicken. Mehrere Tausend Freiwillige helfen bei der Beantwortung der Briefe.
10. Mexiko: Die "Radieschennacht"
In Oaxaca findet jedes Jahr am 23. Dezember die „Noche de Rábanos“ statt – ein Wettbewerb, bei dem riesige Rettiche zu Kunstwerken geschnitzt werden. Angefangen hat es vor 130 Jahren, weil Bauern ihre Ware anpreisen wollten. Heute ist es ein Nationalspektakel.
Südamerika – Farben, Feuer und Tiefe
11. Venezuela: Mit Rollschuhen zur Messe
In Caracas fahren viele Menschen in den frühen Morgenstunden des 24. Dezember mit Rollschuhen zur Kirche. Die Straßen werden dafür teilweise gesperrt.
12. Argentinien: Ein Sommerweihnachten mit Pizza
Weil in Argentinien Hochsommer herrscht, liegen Weihnachtsmenüs oft erstaunlich nah an Grillfesten: Pizza, Sandwiches, kaltes Fleisch, dazu Feuerwerk. Fun Fact: Manchmal feiern die Menschen bis spät in die Nacht – und springen danach in den Pool.
13. Brasilien: Papai Noel bringt Schnee aus Maismehl
Weil Weihnachten dort im Sommer stattfindet, wird künstlicher Schnee gern aus Maismehl oder Watte geschaffen. Kreativität kennt keine Jahreszeit.
14. Kolumbien: Das Lichterfest zu Ehren der Jungfrau Maria
Am 7. Dezember feiert Kolumbien den „Día de las Velitas“, an dem Millionen Kerzen und Laternen entzündet werden. Es ist einer der emotionalsten Tage des Jahres – eine Mischung aus Religion, Familie und nationalem Stolz.
Afrika – Weihnachten ohne Schnee, aber voller Wärme
15. Äthiopien: Weihnachten am 7. Januar
Äthiopien folgt dem julianischen Kalender und feiert „Gena“ am 7. Januar. Das Fest ist stark religiös geprägt – und die Menschen spielen ein traditionelles Hockey-ähnliches Spiel.
16. Südafrika: Ein Festmahl aus… Raupen
Weil es dort Sommer ist, sind Grillpartys üblich. Traditionell wurden früher Mopane-Raupen gegessen. Heute ist es kein Muss mehr – aber viele sehen es als nostalgisches Element.
17. Ghana: Weihnachten mit Trommeln und Tänzen
In Ghana wird Weihnachten mit viel Musik gefeiert. Ganze Gemeinden ziehen trommelnd durch die Straßen. Das Fest ist so lebendig, dass Besucher oft glauben, es handle sich um ein Festival.
18. Nigeria: Kleidung ist wichtiger als Essen
In Nigeria kaufen viele Familien zu Weihnachten neue Kleidung – teils sogar die allererste des Jahres. Mode wird dort als Statussymbol und als Zeichen des Neuanfangs gesehen.
Asien – Spiritualität, Popkultur und sehr viel Kreativität
19. Japan: Weihnachten mit KFC
KFC gehört in Japan zu Weihnachten wie bei uns Christbäume. Ein extrem erfolgreiches Marketing seit den 1970ern führte dazu, dass viele Japaner am 24. Dezember ein „Party Barrel“ bestellen. Ohne rechtzeitige Bestellung geht gar nichts – Wochen im Voraus!
20. Südkorea: Doppel-Feier für Paare
In Südkorea ist Weihnachten nicht nur ein Familienfest, sondern fast noch stärker ein Tag für Pärchen. Restaurants sind voll mit romantischen Menüs und Couple-Angeboten.
Außerdem: Ich durfte einmal an einer Mitternachtsmette in Korea teilnehmen. Zum Abschluss sangen alle miteinander "Stille Nacht, heilige Nacht". Alle auf koreanisch, nur ich auf deutsch.
21. Philippinen: Das längste Weihnachten der Welt
Die Philippinen besitzen die längste Weihnachtszeit weltweit: von September bis Januar. Weihnachtslieder schon im September sind keine Seltenheit.
22. Indien: Mangobäume statt Tannen
In Teilen Indiens werden Mangobäume dekoriert, weil Nadelbäume rar sind. Alternativ werden Bananenbäume geschmückt – farbenfroh und duftend.
23. China: „Friedensäpfel“
In China verschenkt man zu Weihnachten Äpfel, weil „Apple“ (píngguǒ) ähnlich wie „Frieden“ (píng’ān) klingt. Deshalb heißen die Früchte „Friedensäpfel“.
24. Armenien: Weihnachtsfisch statt Braten
Am 6. Januar wird in Armenien traditionell ein Fastenmahl gegessen – oft bestehend aus Fisch, Reis, Trockenfrüchten und Weinblättern.
Australien & Ozeanien – Weihnachten im Hochsommer
25. Australien: Santa surft an den Strand
In Australien kommt der Weihnachtsmann gelegentlich auf einem Surfbrett an – zumindest laut vielen Veranstaltungen. Weihnachtsfotos am Strand gehören hier zum Standard.
26. Neuseeland: Ein Baum, der nicht nadelt
Der neuseeländische „Pōhutukawa“ blüht knallrot im Dezember und gilt als der inoffizielle Weihnachtsbaum des Landes.
27. Fidschi & Samoa: Kirchen als Eventhighlight
Weihnachten ist dort so wichtig, dass Kirchen ihre Messen wie Großveranstaltungen gestalten – oft mit Musikgruppen, Chören, Tanz und meterlangen Buffets.
Antarktis – Weihnachten am kältesten Ort des Planeten
28. Forscher feiern mit Pinguinen (fast)
In den Forschungsstationen der Antarktis wird Weihnachten durchaus gefeiert – meist mit internationalen Teams. Fun Fact: In der Nähe spazieren manchmal Pinguine vorbei, die sich von den Feiernden nicht im Geringsten beeindrucken lassen.
29. Weihnachtsbäume aus Eis
Mangels Naturmaterialien bauen manche Forscher kreative „Weihnachtsbäume“ aus Eisblöcken oder Metallteilen, die herumliegen.
Kuriose Weihnachts-Rekorde aus aller Welt
30. Der größte Christbaum der Welt
Der „Baum“ in Gubbio (Italien) ist eigentlich ein Lichtkunstwerk an einem ganzen Berghang – 650 Meter hoch!
31. Das teuerste Weihnachtsessen
In London gab es ein Menü für 100.000 Dollar für zwei Personen – inklusive Luxuszutaten und Diamant-Schmuck.
32. Der längste Weihnachtskuchen
In Indien wurde ein 6.500 Meter langer Früchtekuchen gebacken. Man kann sich vorstellen, wie viele Leute daran mitgearbeitet haben.
33. Der längste Wunschzettel der Welt
Kinder in Rumänien schrieben einen 4.000 Meter langen Brief an Santa. Er wurde tatsächlich an den Nordpol geschickt.
34. Die größte Weihnachtsmütze
In Italien wurde eine Santa-Mütze mit einem Meter Durchmesser gestrickt – genug Platz für mehrere Köpfe.
35. Das größte Geschenk der Welt
Die Freiheitsstatue! Frankreich schenkte sie den USA – und sie wurde am 4. Juli enthüllt, aber ursprünglich als Weihnachtsgeschenk gedacht.
Fazit: Weihnachten ist überall ein Spiegel der Kultur
Was uns diese kuriosen Fakten zeigen:
Weihnachten ist universell – aber die Ausprägung extrem unterschiedlich.
Rituale sagen viel über Geschichte, Klima, Humor und Werte eines Landes aus.
Viele Bräuche entstanden aus Zufällen, Marketingideen oder alter Tradition – und werden heute mit Freude weitergeführt.
Kein Fest verbindet Menschen weltweit so stark, obwohl es überall anders aussieht.
Am Ende bleibt: Weihnachten ist nicht mehr nur ein besinnliches Fest, sondern mittlerweile eine bunte Collage menschlicher Kreativität – voller Humor, Tiefgang und Herz.




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